Thomas Grob, wie fühlt es sich an, Verwaltungsratspräsident eines 130-jährigen Unternehmens zu sein? Ist das eher Last oder Chance?

Ich bin bereits seit 2001 Präsident der Thurwerke AG, zuvor war ich 4 Jahre Mitglied des VR. Ich darf auf eine tolle Zeit zurückblicken. Die öffentliche Versorgung war von vielen Ver­ände­rungen geprägt. Ich habe dies stets als Chance betrachtet und versucht, positive Ent­wicklungen für die Thurwerke AG zu erkennen und umzusetzen. Ich bin sehr dankbar, dass wir es mit einem tollen Team geschafft haben, die Unter­nehmung massiv weiter­zuentwickeln und Wattwil und der Region Mehr­werte zu schaffen.

Was ist aus Ihrer Sicht die «DNA» der Thurwerke, welche Werte zeichnen die Organisation aus?

Wir sind ein lokal und regional verankertes Versorgungsunternehmen. Und das wollen wir auch bleiben. Wir kennen unser Versorgungsgebiet, unsere Kunden und unsere Stärken und Schwächen. Wir pflegen die Details, um unserem Auftrag, eine sichere, wirtschaftliche und nachhaltige Versorgung sicherzustellen, nachkommen zu können. Wir wissen was wir können und kaufen Leistungen, die andere besser machen bei Partnerfirmen ein.

 

Gibt es spezielle Erfolgsfaktoren für die Thurwerke?

Ich denke, dass die oben beschriebene Denkhaltungen, Chancen erkennen und nutzen, jene Aufgaben machen, die man gut kann, die Erfolgsfaktoren der Unternehmung sind. Wir versuchen stets zu agieren, um nicht verspätet reagieren zu müssen. Diese Haltung dürfte auch ein wichtiger Grund sein, dass wir uns auf sehr kompetente, verlässliche und langjährige Mitarbeitende abstützen können. Sie sind schlussendlich der wichtigste Erfolgsfaktor unseres Unternehmens.

 

Was ist typisch «toggenburgisch» an den Thurwerken?

Bescheidenheit, Verlässlichkeit, Einsatzwille, Kompetenz.

 

Was waren die wichtigsten Entscheide in Ihrer bisherigen Amtszeit?

2002 wurde das Energiemarktgesetz (EMG) durch die Schweizer Bevölkerung abgelehnt. Die Veränderungen und die Öffnung des Strommarktes sind trotzdem erfolgt. Wir haben uns den neuen Themen gestellt und unsere Chancen genutzt. Entstanden sind einige grosse Photovoltaikanlagen, eine vertiefte Zusammenarbeit mit den Nachbarwerken, regionale Energieprodukte und indirekt auch der Förderverein Energietal Toggenburg. Wir waren und sind der Überzeugung, dass wir als Querverbundsunternehmen möglichst alle Versorgungsaufgaben auf der letzten Meile unter unserem Dach bündeln sollten. Deshalb haben wir seit 2002 ein starkes Standbein in der Kommunikationsversorgung in Wattwil und der Region aufgebaut. Zudem konnten wir 2015/16 den Wärmeverbund Wattwil erfolgreich realisieren.

 

Wie nah ist man als VR-Präsident dem Alltag der Thurwerke? Sind Versorgungsfragen etwas, was Sie auch interessieren würde, wenn Sie dieses Amt nicht hätten?

Parallel zur Weiterentwicklung der Versorgungsaufgaben konnten und mussten wir auch die Organisation verbreitern. In den ersten Jahren meiner Tätigkeit habe ich mich sehr stark mit operativen Versorgungsfragen befasst. Nachdem wir eine 3-köpfige Geschäftsleitung einsetzen konnten, konnte sich der Verwaltungsrat und somit auch der Präsident auf die strategische Führung zurückziehen, so wie das für ein professionelles Unternehmen richtig und wichtig ist. Als Immobilien-Unternehmer bin ich der Versorgung zwangsläufig nahe und sehr an einer verlässlichen Unternehmung interessiert.

 

Wohin sollen/werden sich die Thurwerke in den nächsten Jahrzehnten hin entwickeln? Wagen Sie eine Voraussage? Wo liegen Chancen und Gefahren?

Die Veränderungen werden nicht mehr derart prägend sein, wie in den letzten 20 Jahren. Ich gehe davon aus, dass es bei Elektrizitäts-, Wasser-, Kommunikations- und Wärmeversorgung als Hauptstandbeine bleiben wird. Der Veränderungsprozess wird aber mit unverminderter Geschwindigkeit in vielen Einzelbereichen weitergehen. Die Digitalisierung ist tief in der Umsetzung. Der Umbau Energieversorgung hin zu nachhaltigen Ressourcen ebenfalls. Dies wirkt sich für alle Bereiche massiv aus. Wir werden unsere Chancen bei der Umsetzung der dezentralen Energieversorgung wahrnehmen und damit unserer Verantwortung nachkommen und die Region weiter stärken.